Ferrari Challenge

(System 3)

geschrieben von Uwe Schöler

Der Ferrari ist nach wie vor ein sehr beliebtes Auto. Nicht allein wegen des PS-starken Motors oder der roten Farbe, sondern vor allem wegen des Designs und der Exklusivität der Marke. Wer hatte nicht schon einmal den Traum, hinter dem Lenkrad eines solchen Boliden zu sitzen und die Kraft, die in dem Chassis steckt, auf die Straße zu bringen?

Die Grand American Road Racing Association (Grand Am) ist ein Veranstalter von bestimmten Autorennen in Nordamerika. So wird von ihr unter anderem die "Ferrari Challenge" ausgerichtet, bei der die Modelle 360 und 430 sowie historische Ferrari-Modelle zum Einsatz kommen. Da Sie dort wahrscheinlich nicht teilnehmen werden, haben Sie nun die Möglichkeit, sich zumindest an Ihrem heimischen Fernseher hinter das Steuer zu setzen, um an Rennen rund um den Globus teilzunehmen.

Einfach nur Gas?

Seit es bereits in den neunziger Jahren immer mehr Ferrari-Besitzer gab, die Ihren Boliden nicht nur auf der Straße, sondern auch auf einer Rennstrecke fahren wollten, wurde in dieser Zeit die Ferrari-Challenge-Rennserie ins Leben gerufen, bei der sowohl Amateure als auch Profis gegeneinander antreten. Die Profiserie ist die "Trofeo Pirelli", die den Inhalt des Spieles darstellt und aus drei offiziellen Meisterschaften besteht, die Sie in Amerika, Italien und Europa auf Ihrer Konsole bestreiten können.

Bevor Sie sich allerdings mit Ihren Kontrahenten auf der PS3 messen, sollten Sie den Einführungsmodus absolvieren, um sich mit den Eigenheiten des Boliden vertraut zu machen. Sie drehen auf der hauseigenen Strecke in Fiorano zwei Runden mit fliegendem Start und werden dabei vom Fahrtrainer Tiff Needell sprachlich begleitet. Er gibt Ihnen hilfreiche Tipps, damit Sie Ihren Fahrstil verbessern können. Tiff hat aber auch schnell mal einen Spruch auf den Lippen, wenn Sie kontinuierlich neben der Strecke oder den Wagen schrottreif fahren wollen. Nach den zwei Runden bewertet er Ihren Fahrstil und vergibt prozentuale Werte für Geschwindigkeit, Bremsvermögen oder Fahren auf der Ideallinie. Hier sollte es Ihr Ansporn sein, so gut wie nur möglich die Tipps umzusetzen und so Ihre Rundenzeiten weiter zu verbessern. Danach stehen Sie wieder im Hauptmenü und können sofort an einer Meisterschaft teilnehmen. Natürlich steht es Ihnen frei, die Einführungsrunden wieder und wieder zu fahren, bis Sie das nötige Fahrgefühl für Wagen und Strecke haben. Mit "einfach nur auf dem Gas stehen bleiben" ist es nämlich nicht getan. Das Fahrzeug verhält sich sehr realistisch, das heißt, es über- oder untersteuert recht schnell, wenn Sie nicht rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.

Starten Sie in ein Rennwochenende über den Menüpunkt "Herausforderung", werden nach dem Qualifikationslauf jeweils zwei Rennen absolviert. Diese gleichen sich aber bis auf die Wetterverhältnisse aufs Haar. Haben Sie diese beiden Events erfolgreich absolviert, bekommen Sie Credits, neue Strecken oder Fahrzeuge, die Sie in der "Garage" kaufen können. In den Meisterschaftsrunden können Sie allerdings nur mit dem aktuellen Boliden, dem Ferrari F430, die Challenge bestreiten. Die möglichen historischen Fahrzeuge dürfen Sie aber in gesonderten Veranstaltungen ausgiebig testen. Zu den entsprechenden Events gelangen Sie, wenn Sie den dafür notwendigen Ferrari Ihr Eigen nennen können.

Durch die gute Fahrphysik und den sehr hohen Schwierigkeitsgrad ist es gerade für einen ungeübten Fahrer nicht leicht, einen der ersten Plätze, geschweige denn die Poleposition, zu erfahren. Auch wenn Sie während des Rennens schnell ein paar Plätze gut machen können, bleibt das Fahrvergnügen etwas auf der Strecke. Die gegnerischen Fahrer machen kaum Fehler und gerade bei einem Rennwochenende wirkt die Strecke schnell eintönig. Ebenfalls unschön ist, dass Sie als Rennlänge nur fünf oder fünfzehn Minuten einstellen können. Ersteres ist sehr kurz und zweiteres wiederum lang, gerade bei einem Rennwochenende, bei dem Sie zweimal diese Renndistanz auf der gleichen Strecke absolvieren müssen.

Neben der Herausforderung können Sie auch ein "Schnelles Rennen", "Arcade-Modus" oder ein "Zeitrennen" als Einzelspieler fahren. Im Arcade-Modus stehen Ihnen die Schwierigkeitsstufen "Anfänger", "Normal", "Experte" und "Legendär" zur Verfügung, die Sie aber erst nach erfolgreichem Absolvieren der jeweiligen vorherigen ausprobieren können. Der Unterschied besteht hier in den jeweiligen Kursen, denn in jedem Level müssen Sie vier bestimmte Strecken fahren. Wenn Sie ein paar Runden gefahren sind, Gefühl für den F430 bekommen haben und sicher auf der Strecke unterwegs sind, können Sie sich auch im mitgelieferten Mehrspielermodus mit anderen Freunden oder Bekannten messen.

Sie können hier entweder ein Spiel erstellen oder einem beitreten. Erstellen Sie ein Rennen, können Sie Austragungsort, Rennlänge, Anzahl der Spieler auswählen und loslegen, sobald sich genügend Kontrahenten gefunden haben. Leider ist dieser Modus sehr fehlerbehaftet und vonseiten der Entwickler wurde auch schon ein Patch angekündigt. So passiert es oft, dass Sie nicht auf "Bereit" gesetzt werden oder die Verbindung einfach mal zurückgesetzt wird. Weiter benötigt man manchmal mehrere Anläufe, bis man auf einem Server landet und so ist es wohl im Moment nicht verwunderlich, dass man nur wenige Kontrahenten online findet.

Immer schön auf der Strecke bleiben!

Die Fahrphysik, die Ihnen mit Sicherheit anfänglich zu schaffen macht, ist sehr realistisch und schnell haben Sie Ihren Boliden über- oder untersteuert. Da helfen Ihnen auch die mitgelieferten Fahrhilfen nur bedingt weiter. Im Gegensatz zum Spiel "Formula One Championship Edition", bei dem Sie nicht mal bremsen müssen, stehen Ihnen hier weniger Möglichkeiten zur Verfügung. So können Sie die Schaltungsart einstellen, die Ideallinie ein- oder ausschalten, die ESP-Stärke einstellen, Traktionskontrolle und ABS nutzen. Bremsen müssen Sie hier selbst. Das geht aber sehr gut, denn die interaktive Ideallinie verfärbt sich mit der Geschwindigkeit ihres Fahrzeugs. So ist diese grün, wenn Sie mit Vollgas unterwegs sein können und wird Gelb und sogar Rot, wenn Sie zu schnell in eine Kurve oder Schikane einfahren.

Neben den Fahrerhilfen, die sich gegenüber vielen anderen Spielen während des Rennens ein- oder ausschalten lassen, stehen natürlich auch andere Optionen wie Renndauer und Schadensmodell zur Auswahl. Auch wenn Sie nach einer Kollision mit einer Streckenbegrenzung unter Vollgas weiterfahren können, fliegt die Motorhaube ab und die Kotflügel sind nicht mehr da, wo sie sein sollten.

Das Spiel beruht auf dem Prinzip, Erfolge zu erzielen, und mit jedem Fortschritt werden Prämien wie Sammelkarten berühmter Ferrari-Modelle freigeschaltet. Diese können Sie in aller Ruhe im "Trophäenraum" bewundern. Jedoch sind sie nur spielintern verfügbar, denn der Titel unterstützt das neue PS3-Trophäensystem leider nicht. Neben diesen Preisen werden auch Ihre gesamten Ergebnisse akribisch notiert. Diese lassen sich über das mitgelieferte "Leaderboard" jederzeit einsehen und wenn Sie am Playstation-Network® angemeldet sind, sogar online stellen.

Damit nicht genug, bietet das Spiel in der Garage nicht nur den Kauf anderer Ferrari-Modelle an, sondern Sie haben auch die Möglichkeit, Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Ein Ferrari ist zwar meistens rot, aber ein Farbspiel schadet nicht und optische Veränderungen wie Perl- oder Metall-Effekt stehen ebenso zur Auswahl wie Aufkleber, die Sie zudem noch individuell anpassen können. Ein weiteres Highlight ist ein Kartenspiel, das Sie über das Menü erreichen. Wer kennt sie nicht, die Auto-Quartette, bei denen man Hubraum, max. Geschwindigkeit oder Baujahr gegen seine Kontrahenten, in diesem Falle gegen die KI, ausspielen muss. Hier wäre es interessant gewesen, wenn man gegen seine Freunde oder online hätte spielen können.

Zu Beginn werden Sie sicher sagen, dass die KI zu stark ist und Sie nur schwer einen Fuß in die Tür bekommen. Der Schein trügt allerdings, denn das Spiel ist einfach sehr realistisch und das Verhalten der künstlichen Gegner trägt zur Rennatmosphäre bei. Vor allem, weil sie sich an Ihr fahrerisches Können anpassen. So machen diese die Lücke zu, wenn Sie aus dem Windschatten heraus kurz vor einer Kurve noch überholen wollen. Hier werden Sie auch sofort mit den Lastwechseln des Autos konfrontiert und können nun in den Wagen hineinfahren, oder sie bremsen etwas ab, fahren neben den Wagen und sind auf der besseren Fahrbahn unterwegs. Dadurch haben Sie einfach mehr Grip und die bessere Ausgangslage für das Überholmanöver.

Optisch anspruchsvoll

Auch wenn das Schadensmodell stark eingeschränkt ist, nicht allein, weil Sie nach einer Karambolage in Ruhe weiterfahren können, tragen die Kratzer, Dellen und eventuell abfallenden Motorhauben oder Stoßstangen genauso zur Renn-Action bei wie die Fahrzeugverschmutzungen, die nach einiger Zeit und wechselnden Wetterbedingungen sichtbar werden. Die Wagen warten mit vielen Details sowohl im Innenraum als auch außen auf und die 16 Strecken sind authentisch und sehr lebendig gestaltet. Das Spiel schafft sogar, die maximale HD-Auflösung von 1080p auf dem Fernseher anzuzeigen. Da Sie die Kameraperspektive mit der "Select"-Taste umstellen können, sehen Sie zum einen den Innenraum, bei dem Sie auch nach hinten durch die Heckscheibe schauen können, und zum anderen das Fahrzeug von außen, in dem sich sogar die Umgebung widerspiegelt.

Gegenüber anderen Titeln dieses Genres weicht "Ferrari Challenge" optisch etwas ab, ist in der Farbgebung satter und zeigt viele Leuchteffekte; vor allem, wenn die Sonne scheint. Aber auch Regenschauer werden authentisch dargestellt und die nasse Strecke sowie über die Frontscheibe wandernde Regentropfen werden gekonnt in Szene gesetzt.

Geräuschvoll umgesetzt

Der Sound der Fahrzeuge ist realistisch - wie es sich für einen echten Ferrari gehört. Dabei wird die Lautstärke sogar verändert, wenn Sie die Kameraperspektive auf den Innenraum umschalten. Vor allem höhere Lautstärke verbessert das Renn-Feeling ungemein. Die musikalische Untermalung ist schön anzuhören, hätte aber mehr variiert werden sollen. Der Titelmusik im Menübildschirm werden Sie im späteren Spielverlauf wohl schnell überdrüssig und werden diese dann im entsprechenden Optionsmenü abschalten. Manchmal ist der Sound auch etwas ins Stocken geraten. Das wirkt sich aber nicht nachteilig auf das Geschehen aus.