Madagascar 2

Madagascar 2 (Xbox 360)

(Activision)

geschrieben von Alexander Eschner

 

 
Entwickler: Toys for Bob
Publisher: Activision
Genre: Jump'n' Run
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Madagascar 2
Preis: 59,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

Der Film "Madagascar 2" startet gerade in den Kinos dieser Welt durch. Passend dazu steht nun das gleichnamige Spiel in den Verkaufsregalen verschiedenster Geschäfte. Oft genug wurden Spiele zu Filmen veröffentlicht und selten konnten sie halten, was sie versprechen. Was für ein Potenzial in diesem Titel steckt und welche Abenteuer der Spieler mit dem Löwen "Alex" und seinen Freunden erleben darf, erfahrt ihr im Folgenden.

Zurück zum "Big Apple"

IIn "Madagascar 2" geht es darum, dass unsere vier tierischen Freunde - der arrogante Löwe Alex, sein bester Freund Marty, das Zebra, das eitle Nilpferd Gloria, die eingebildete kranke Giraffe Melman und die vier Pinguine - wieder in ihre gewohnte Heimat, einen Zoo in New York, zurückkehren wollen. Aufgrund der Tatsache, dass das Schiff, mit dem die Pinguine im ersten Teil der Film-Reihe auf Madagaskar gestrandet sind, keinen Sprit mehr hat, um zurückzufahren, müssen sie sich eine Alternative einfallen lassen. Der Lemurenkönig Julian weiß allerdings Rat: Er kennt den Standort eines Flugzeugwracks und meint, dass man es wieder auf Vordermann bringen kann. Dank der militärischen Präzision der vier militanten Pinguine wird das Wrack wieder flugfähig gemacht. Somit steht der Rückreise nichts mehr im Weg - oder etwa doch? Es kommt, wie es kommen musste: Kaum in der Luft, gerät das Flugzeug in Turbulenzen und die Reise endet dank eines Absturzes früher als geplant. Alex und Co. haben zwar Madagaskar verlassen, sind aber nun mitten in Afrika abgestürzt. Hier treffen sie zum ersten Mal auf ihre wilde Verwandtschaft. Was die wohl von ihnen hält?

Das Spiel startet in Madagaskar. Die Tropeninsel dient als Tutorial-Level. Hier werden die vier Protagonisten und ihre Fähigkeiten in verschiedenen Tutorials dem Spieler näher gebracht. Sobald man Madagaskar verlassen hat, gibt es für jeden Helden einen eigenen Weg, der beschritten werden muss. Das liegt daran, dass sich jeder mit seinen eigenen wilden Artgenossen auseinandersetzen will. Es gibt nur ein einziges Gelände, in dem der Spieler wahlweise mit jedem der vier Charaktere spielen kann, das sogenannte Wasserloch. Dieses Areal bildet quasi die Basis, in der man sich frei bewegen kann. In diesem Gebiet findet man die jeweiligen Artgenossen, die den ausgewählten Held auf seine separate Karte mit den verschiedenen Aufträgen lotsen. Schon zu Beginn des Spiels fällt auf, dass es sich hier nicht um einfaches Jump'n' Run handelt. Das Ganze ist eher ein Genremix, der sich aus Jump'n' Run-Elementen und verschiedenen Minispielen zusammensetzt. Diese Mischung bietet viel Abwechslung und fordert den Spieler zusätzlich.

Der Löwe Alex ist der Kundschafter der Truppe und eignet sich besonders gut für die Jump'n' Run-Passagen, allerdings müssen solche Abschnitte mit jedem Charakter bewältigt werden. Zu seinen Fähigkeiten gehört das Brüllen, um Gegner zu erschrecken, das Werfen mit Mangos, um Gegner vorzeitig aus der Distanz heraus zu beseitigen, sowie das Klettern, Springen und Balancieren, um durch das unwegsame Gelände zu kommen. Er muss sich allerdings auch in Minispielen wie "Die Reise nach Jerusalem" oder "Brennball" profilieren. Marty, das Zebra, ist ein guter Läufer und übernimmt die Rennabschnitte im Laufe des Spiels. Diese gestalten sich gar nicht so einfach, die Gegner können nämlich alle schneller rennen als man selbst. Allerdings verfügt man über eine Geheimwaffe: Karotten, die willkürlich auf der Rennstrecke verteilt sind. Nimmt man die Karotten auf, so bekommt man die Möglichkeit, zu sprinten. Diese Sprints sind allerdings zeitlich begrenzt, deshalb sollte darauf geachtet werden, während des Sprints weitere Karotten aufzusammeln. Als Zebra verfügt Marty über eine weitere Fähigkeit: das Treten. In dem dazugehörigen Minispiel geht es darum, Ballons mittels eines Fußballs abzuschießen. Hier muss der Spieler auf die Schussrichtung achten und darf ebenfalls die verwendete Schusskraft nicht aus den Augen verlieren. Koordination und Schusskraft sind in diesen Abschnitten des Spielers beste Freunde.

Der einzige Charakter, der nicht nur tiefe Gewässer, sondern überhaupt mit Wasser agieren kann, ist Gloria, das Nilpferd. Passend zu dem feuchten Element sind ihre Spielabschnitte überwiegend damit verbunden. Sie kann tauchen und somit auch Unterwasserareale erkunden. Damit sie nicht nach kürzester Zeit von Krokodilen ausgeschaltet wird, kann sie Luftblasen verschießen, die sich dann um den ganzen Körper der Gegner spannen und sie somit handlungsunfähig machen. Auf dem trockenen Land kann sie sich eines mächtigen Sprungs bemächtigen, der alle Widersacher in der Nähe ausschaltet. Außerdem kann sie als einziger Charakter Peperoni essen, die das Nilpferd dann voll in Fahrt bringen. Während dieser Phase kann sie sogar mächtige Felsbrocken zerschmettern und somit neue Wege freilegen. Natürlich gibt es auch für Gloria Minispiele, die gemeistert werden müssen. Ein tolles Beispiel hierfür ist das "Kunstspringen". In dieser Herausforderung muss der Spieler das vollschlanke Nilpferd mit Hilfe eines Sprungbretts in die Luft befördern, um anschließend einen spektakulären Sprung zu verüben. Hier kommt es besonders auf das Timing während des Absprungs an und natürlich auf die anschließende Kür. Der Spieler erhält Vorgaben, die er während der Flugphase erfüllen muss, beziehungsweise es wird vorgegeben, wie das Nilpferd eintauchen muss. Taucht man beispielsweise zuerst mit den Füßen anstatt mit dem Kopf ein, resultieren daraus schlechte Haltungsnoten. Als Letzter aus der Truppe bleibt noch Melman. Die augenscheinlich harmlose Giraffe hat es in sich. Er verfügt über zwei Angriffsarten: Zum einen kann er seine Beine wirbeln lassen und somit mehrere Gegner beseitigen. Zum anderen kann er gegen seine Kontrahenten auch starke Kopfnüsse einsetzen. Diese müssen zwar genau platziert werden, richten allerdings durch die Länge des Halses einen massiven Schaden an. Ob man es glaubt oder nicht, Melman hat Musik im Blut und somit ist eine der Herausforderungen ein Tanzspiel. Hier wird dem Spieler vorgegeben, welche Bewegungen durchgeführt werden müssen und je besser man das umsetzt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man die Tanzfläche als Sieger verlässt.

Neben den oben genannten Abschnitten gibt es auch kurze Intermezzos mit anderen bekannten Charakteren, wie beispielsweise mit König Julien, der sich als Paparazzo versucht, oder mit dem kleinen hyperaktiven Wollknäuel Mort, der ums nackte Überleben kämpft. Ein längerer und sehr abwechslungsreicher Abschnitt wurde den vier taktisch agierenden Pinguinen spendiert. Diese versuchen erneut, das Flugzeug zu reparieren und beschaffen sich hierfür Gegenstände aus Lagerhallen und Touristencamps. Die Spannweite der Aufgaben reicht von Anschleichmissionen über eine Shooter-Phase bis hin zu einer Verfolgungsjagd mit einem Jeep. Damit der Schrotthaufen, der einst ein Flugzeug war, zügig repariert wird, brauchen die Pinguine zusätzliche Arbeitskräfte. Davon gibt es in allen Gebieten verteilt insgesamt einhundert Stück. Die hier zu suchenden Hilfskräfte sind Affen. Sobald der Spieler einen erblickt hat, sollte er diesen einsammeln, da sie für das Voranschreiten von Bedeutung sind. Die Affen sind zum Teil sehr offensichtlich oder aber gut versteckt positioniert. Jeder Affe hat im Übrigen einen eigenen Namen und hat sogar besondere Vorlieben. Neben der Organisation von Arbeitskräften kann der Spieler auch in jedem Areal verschiedenwertige Münzen finden, die er dann im "Duty-free-Shop" für verschiedene Dinge ausgeben kann. In diesem Shop kann man beispielsweise die Affengalerie erwerben. Sobald man das getan hat, kann man sich alle gefunden Affen anschauen und auch mehr über ihre Interessen erfahren. Eine lustige Idee ist, dass man sogar die Wohnungen der einzelnen Affen individuell gestalten kann, wie beispielsweise neue Tapeten verwenden. Allerdings muss für jede Änderung eine kleine Summe investiert werden, was, wenn man das bei allen Affen macht, recht teuer werden kann. Neben der Affengalerie kann man noch Kostüme für die Helden erwerben, zusätzliche Minispiele kaufen oder diese sogar erweitern.

Neben dem "Story"-Modus existiert noch der Modus "Afrika-Spaß". Hier kann man alle freigespielten oder erworbenen Minispiele spielen. Neben den aus dem "Story"-Modus bekannten Minispielen gibt es hier zusätzliche, beispielsweise "Dschungel-Schach" und "Minigolf". Dieser Modus eignet sich hervorragend für ein kurzes Spiel zwischendurch, kann aber auch über längere Zeit praktiziert werden, ohne dass der Spielspaß verloren geht. Die Tatsache, dass auch mehrere menschliche Spieler teilnehmen können, macht das Ganze sogar partytauglich. Die ganzen Minispiele machen alle enorm viel Spaß und bringen dank ihrer Vielseitigkeit eine Menge Abwechslung in das komplette Spielerlebnis.

Wie ein Film

Optisch braucht sich "Madagascar 2" keineswegs zu verstecken. Der Grafikstil ist dem Film nachempfunden und kann durchaus überzeugen. Alle Charaktere wurden quasi eins zu eins aus dem Film übernommen und können stellenweise sogar mit den Filmkameraden mithalten. Besonders in puncto Animationsfluss und Detailreichtum sind teilweise kaum Unterschiede zu erkennen. Die Animationen wirken alle sehr liebevoll kreiert und überzeugen auf ganzer Linie. Es bleibt garantiert kein Auge trocken, wenn die Giraffe Melman zu einer Kopfnuss ansetzt. Aber es gibt auch einige Dinge, die nicht so schön gelungen sind. Teilweise wirken die Texturen der Umgebung verschwommen oder liegen übereinander, so dass hässlich flackernde Punkte entstehen. Leider findet man auch Clipping-Fehler, die zum Teil wirklich nervig werden können. Hin und wieder haben sie allerdings auch einen Nutzen. Beim Minigolf kommt es ab und an dazu, dass sich der Ball am Kartenrand befindet und man ohne Clipping-Fehler nicht erkennen könnte, in welche Richtung man jetzt schlägt. Im Großen und Ganzen wirkt die Grafik gut gelungen. Es ist nicht so, dass die Umgebung absolut verdorben ist, es gibt wunderschöne Wasseranimationen, ein tolles Licht- und Schattensystem und eine hohe Blickweite, die das Auge verwöhnen.

I like to move it

Große Klasse ist die Musik- und Geräuschdarbietung des Spiels. Das komplette Spiel ist voll synchronisiert und das sogar mit den original Filmstimmen. Das bekräftigt den Spieler im Glauben, Teil der ganzen Geschichte zu sein. Die Sprachausgabe besitzt eine hohe Qualität und sehr humorvolle Dialoge. Die Spitzenreiter der Lachmuskeloffensive sind definitiv Melman mit seinen chronischen Krankheitsbeschwerden und natürlich der Lemurenkönig Julien. Neben der ausgezeichneten Synchronisation versteht es auch die Umgebungsakustik, mit schönen und klaren Geräuschen, wie zum Beispiel dem Zirpen von Grillen, auf den Spieler einzuwirken. Die Musik ist im normalen Spielverlauf sehr passiv, schafft es aber trotzdem, die Atmosphäre des Augenblicks einzufangen. Richtig klasse wird das Ganze, wenn man sich mit dem Tanzspiel befasst. Es werden Lieder verwendet, die alle einen afrikanischen Stil besitzen. Trotzdem ist es gelungen, so unterschiedliche Musikstücke zu verwenden, dass wirklich jedes einen anderen Musikgeschmack verkörpert. Zum Teil sind die Lieder so gut, dass der Spieler das Gefühl bekommt, die afrikanische Mentalität fühlen und spüren zu können. In diesem Bereich wurde einfach alles richtig gemacht.

Richtungweisend

Eine Grundvoraussetzung für ein Spiel, das mehrere Genres vereint, ist eine gut funktionierende Steuerung, die in keinem Bereich Schwächen aufweist. Glücklicherweise ist das bei "Madagascar 2" der Fall. Zu keinem Zeitpunkt, weder bei den Jump'n' Run-Passagen noch bei Minispielen, erhält der Spieler das Gefühl, er würde die Kontrolle verlieren. Die Steuerung ist bedienerfreundlich und bietet somit selbst für Anfänger oder Spieler jüngeren Alters sofortige Kontrolle am Geschehen. Durch das gut umgesetzte Tutorial geht die Steuerung nach wenigen Augenblicken schon gut von der Hand. Zudem wird an gezielten Stellen des Spiels eingeblendet, welche Taste jetzt sinnvoll zu benutzen wäre. Die eingegebenen Befehle werden sofort und präzise umgesetzt, bieten allerdings dabei genügend Spielraum für neue Eingaben, falls der Spieler sich spontan für eine andere Interaktion entscheidet.

Rudelverhalten

Zwar bietet "Madagascar 2" keinen Xbox-Live-Mehrspielermodus, kann aber trotzdem in diesem Bereich punkten. Denn immerhin können bis zu vier Spieler an einer Konsole gleichzeitig oder nacheinander die Minispiele gegeneinander spielen. Dabei kann man zwischen zwei Varianten wählen: Die erste lautet "Schnelles Spiel". Hier sucht man sich ein Spiel aus und spielt es, solange man will. Sollte mal die Luft raus sein, kann man schnell ein anderes Spiel wählen und sein Können weiter unter Beweis stellen. Die zweite Variante nennt sich "Wettbewerb". Dieser Modus wechselt nach einer Partie automatisch zum nächstfolgenden Minispiel. Dabei bleiben aber alle erworbenen Punkte erhalten und gehen nicht verloren, bis ein Sieger gekürt wurde. Dem Spieler wird ermöglicht zu wählen, welche Minispiele in dem Wettbewerb ausgefochten werden sollen und welche nicht. Zudem kann vor Beginn einer jeden Partie über den Schwierigkeitsgrad entschieden werden. Es gibt insgesamt drei Stufen: "einfach", "normal" und "schwer". Dadurch wird es auch für fortgeschrittene Spieler nicht langweilig.

Fazit

"Madagascar 2" ist ein erstaunlich gutes Spiel geworden. Die Bedenken, dass es nicht halten kann, was der Name verspricht, sind bei diesem Titel nicht bestätigt worden. Das Spiel punktet mit einer gelungenen und witzigen Story, bietet viele zusätzliche Inhalte und macht gerade dank seiner Mehrspieler-Funktionen ebenfalls eine gute Figur. Der Titel wird Fans nicht enttäuschen und sollte von Spielern, die Jump'n' Runs mögen, genauer begutachtet werden.

(21.01.2009)

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