Ankh - Kampf der Götter

Ankh - Kampf der Götter

(Daedalic Entertainment)

geschrieben von Christian Graser

     

Jedes Jahr um diese Zeit freuen wir uns auf lieb gewonnene Traditionen: Plätzchen verbrennen im Ofen, das rechtzeitige Einkaufen von Weihnachtsgeschenken wird vergessen und wenn der erste Schnee fällt, erkennen wir, dass wir erneut zu spät die Winterreifen aufziehen wollten. Glücklicherweise erscheint seit drei Jahren ebenso regelmäßig in diesen hektischen Tagen ein neuer Teil der Adventure-Reihe "Ankh", um den gestressten Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

 

Was bisher geschah

 

Falls Sie die beiden grandiosen Vorgänger "Ankh" und "Ankh - Herz des Osiris" bisher nicht gespielt haben, sollten Sie das schleunigst nachholen und sich erst anschließend dem aktuellen Teil "Ankh - Kampf der Götter" widmen, da Ihnen sonst viele der tollen Witze und Anspielungen entgehen. Held des Titels ist erneut Assil, der im ersten Abenteuer das namengebende Ankh gefunden hat und dabei mit einem Todesfluch belegt wurde. Nachdem dieser von ihm genommen wurde, kam der junge Ägypter nur kurz zur Ruhe. Diebe beraubten ihn seines "besseren Flaschenöffners" und so stolperte er wider Willen in eine Geschichte, die ihn in Kontakt mit dem missmutigen Gott Osiris brachte. Inzwischen bewohnt Assil mit seiner Freundin Thara ein hübsches Haus in Kairo und scheint endlich entspannen zu können.

 

Ein böses Omen

 

Als eines Nachts das Sternbild des Kamels am Himmel erscheint, ist eine wachsame geheime Bruderschaft gewarnt: Der Kampf der Götter steht bevor und nur einer kann verhindern, dass der grausame Seth ihn gewinnt und für 1.000 Jahre die Herrschaft über Ägypten übernimmt. Hier schlüpfen Sie in die Rolle von Assil und wundern sich erst einmal über zwei Dinge: Warum spricht das Ankh plötzlich? Und warum brennt das Haus? Während des zweiten Rätsels Lösung - ein Meteorit - schnell gefunden ist, bleibt Ihnen im ersten Fall nichts anderes übrig, als den mit frechen und provokativen Äußerungen um sich werfenden "Flaschenöffner" zu akzeptieren - Thara und Assil müssen aus dem flammenden Inferno entkommen.

Nach diesem erfrischenden Einstieg fühlen sich Adventure-Freunde sofort heimisch. Auch in "Ankh - Kampf der Götter" führt munteres Ansehen, Ausprobieren, Einstecken und Kombinieren vorhandener Objekte am ehesten zum Ziel. Die Steuerung bleibt gewohnt einfach. Mit einem Linksklick betrachtet Assil die Personen und Gegenstände, mit einem Druck auf die rechte Maustaste können Sie mit den Dingen interagieren. Am oberen Bildschirmrand sehen Sie das Inventar und per Tabulator-Taste erhalten Sie eine Gedächtnisstütze, was im Moment alles zu tun ist. Im aktuellen Fall: raus aus dem Haus. Wie schon im Vorgänger übernehmen Sie hin und wieder zusätzlich die Kontrolle über Thara und können jederzeit zwischen beiden Charakteren wechseln oder Gegenstände austauschen. Assil hat beispielsweise noch immer Angst vor Wasser, so dass seine Freundin die Rätsel im gefluteten Badezimmer lösen muss, während Sie an anderer Stelle nur weiterkommen, wenn das ungleiche Pärchen gemeinsam Hand anlegt.

 

Alte und neue Stärken

 

Anders als im zweiten Teil rätseln Sie sich in "Ankh - Kampf der Götter" ausschließlich durch neue Schauplätze. Neben verschiedenen ägyptischen Szenarien besuchen Sie unter anderem ein waschechtes Wikingerdorf und eine Südseeinsel. Um dem bösen Seth die Stirn bieten zu können, müssen Sie am Turnier der Götter teilnehmen, das in deren Hotel stattfinden soll. Angeblich gibt es in der Glücksspielstadt Luxor ein Portal dorthin und natürlich unzählige Rätsel. Hier hat der Entwickler Deck13 wieder tolle Arbeit geleistet. Die Knobeleien sind unheimlich motivierend, jederzeit fair und meist logisch - Sie wissen eigentlich immer, was als nächstes zu tun ist. Falls Sie wirklich einmal feststecken sollten, können Sie von der "Hotspot"-Anzeige Gebrauch machen, die alle manipulierbaren Objekte auf Tastendruck anzeigt. So besteht keine Gefahr mehr, nach längerem erfolglosen Suchen frustriert aufgeben zu müssen. Da die Schauplätze übersichtlich sind und das Inventar nach jedem Kapitel von überflüssigen Gegenständen befreit wird, ist dieser Titel auch für Einsteiger gut geeignet.

Kenner der Serie werden sowieso ihre helle Freude an den vielen altbekannten Charakteren haben, die Ihnen erneut über den Weg laufen. So erfahren Sie, was eigentlich aus dem unlustigen Komiker geworden ist, den Assil nach Luxor geschickt hat oder wie es dem Balsamierer Badawi ergangen ist. Doch auch an neuen Figuren, die frischen Wind ins alte Ägypten bringen, wird nicht gespart - und wie in der "Ankh"-Reihe üblich, haben Sie alle mehr oder weniger große, liebenswerte Macken.

 

Da lachen die Götter

 

Neben dem gelungenen Rätseldesign, das ständig zum Weiterspielen motiviert, ist der Humor das Aushängeschild der "Ankh"-Reihe. Auch im aktuellen Ableger werden politische Themen, Computerspiele oder die Serie selbst regelmäßig aufs Korn genommen. Das Adventure "Jack Keane" (das aus dem gleichen Haus stammt) bekommt hier ebenso sein Fett weg wie der amerikanische Präsident oder die Agenda 2010 - immer hübsch in die ägyptische Spielwelt eingebaut. Thara und Assil geraten nach wie vor immer mal wieder aneinander, die besondere Würze steuert aber nun das sprechende Ankh bei, das nicht mit süffisanten Kommentaren über die beiden und die Menschheit allgemein geizt.

Dank des Wortwitzes und der professionellen Synchronsprecher sind auch die Dialoge ein wahrer Leckerbissen. Das Anklicken falscher Antworten wird, ebenso wie das Kombinieren nicht zusammenpassender Gegenstände, mit eigens aufgenommenen und auf die Situation zugeschnittenen Texten kommentiert - weshalb Sie auch die abstrusesten Dinge versuchen sollten. An vielen Schauplätzen unterhalten sich wieder Charaktere untereinander, so dass Sie durch Lauschen nicht nur hin und wieder Tipps, sondern vor allem viele witzige Gesprächsfetzen aufschnappen. Reden Sie außerdem in Luxor unbedingt mit dem Karawanenführer Rot-Meer über seine Familie.

 

Technisch erste Sahne

 

"Ankh - Kampf der Götter" verwendet die gleiche Engine wie die beiden Vorgänger, hat aber ebenso wie "Jack Keane" detailliertere Animationen. Die Schauplätze sind sehr farbenfroh gestaltet; im Wikingerdorf dominieren saftiges Grün und weißer Schnee, in Ägypten satte Gelb- und Brauntöne. Der Comicstil der Charaktere ist zeitlos; negativ wird der gute Gesamteindruck nur von einigen Grafik- und Clippingfehlern sowie manchmal merkwürdigen Laufwegen getrübt. In Innenräumen wirft Assil jetzt dynamische Schatten, seine Mimik ist noch ausdrucksstärker als in den ersten zwei Teilen.

Die akustische Untermalung ist, wie gewohnt, auf sehr hohem Niveau. Der fröhliche Soundtrack könnte auch gut einen Disney-Film schmücken und die Synchronsprecher sind erneut exzellent. Zum Stammteam um die deutschen Stimmen von Ben Stiller und John Cleese ist im aktuellen Teil noch die von Samuel L. Jackson gestoßen, wodurch die Dialoge mit dem Wikingergott Thor zu einem Fest für die Ohren werden. Wenn Sie in längeren Rätselketten einen Teil lösen, bekommen Sie durch ein kurzes Musikstück jetzt wesentlich häufiger gezeigt, dass Sie auf dem richtigen Weg sind. Einziges Manko bei der Vertonung ist das schlechte Abmischen einiger Hintergrundgeräusche. Wenn Sie sich in der Nähe eines Wasserlaufs unterhalten, ist das Rauschen so laut, dass Sie die Antworten kaum verstehen - hier hilft manchmal nur das Zuschalten der Untertitel.


Fazit

Das witzige, vollfarbige Handbuch, die vielen sinnvollen Hilfestellungen und die sauber und fair gestalteten Rätsel machen es deutlich: "Ankh - Kampf der Götter" ist absolut einsteigertauglich. Doch auch Adventure-Veteranen werden für acht bis zehn Stunden bestens unterhalten. Die Motivation, die das Spiel - gestützt durch die witzigen Dialoge und die tolle Geschichte - verursacht, ist hochgradig Schlaf raubend. Eindeutige Kaufempfehlung für Freunde hochwertiger Adventures. (05.12.2007)


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