Fussball Manager 12

Fussball Manager 12

(Electronic Arts)

geschrieben von Tim-Oliver Siegwart

 

 
Entwickler: EA Sports
Publisher: Electronic Arts
Genre: Manager-Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Fussball Manager 12
Preis: ca 45 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Samstagnachmittag. Mit über 20 Millionen Experten begibt sich die größte Berufsgruppe in Deutschland pünktlich 15.30 an ihren Arbeitsplatz. Es handelt sich um die Zunft der Bundes- und Vereinstrainer. Die meisten hätten eine bessere Taktik und eine cleverere Aufstellung gewählt als die gut bezahlten Herren im Stadion auf der Bank. Solange man nicht Hopp oder Abramovich heißt, fällt es diesen Individuen aber schwer sich auf dem Platz der Ehre zu beweisen. Wäre da nicht EA Sports mit der jährlichen Version des "Fussball Managers". DLH.Net lud den "Fussball Manager 12" zum Probetraining ein, die Stärken und Schwächen lesen Sie in unserem Spielbericht.

"Sie sollen nicht glauben, dass sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen" (Paul Breitner)

EA Sports hat dank der offiziellen Lizenz keine wirklichen Gegner im Bereich der Fußball-Manager. Es gibt derzeit auch sicherlich kein besseres Spiel auf dem Platz, allerdings muss man sich als Käufer natürlich fragen, ob es sich wirklich lohnt, jedes Jahr eine neue Ausgabe zum Vollpreis zu kaufen. Sind wirkliche Verbesserungen und Neuerungen enthalten? Seitens der Entwickler wird man nie müde, all die neuen Vorzüge zu preisen und zu versichern, mit dem aktuellen Manager das beste Spiel überhaupt ausgeliefert zu haben. Doch die Frage für jeden angehenden Trainer und Vereinsleiter in Personalunion ist doch, sind diese Änderungen im Spielbetrieb spürbar oder geschieht das Meiste doch unbemerkt unter der Oberfläche und wird dadurch mehr Realismus generiert oder werden die Menüs nur überladen? Diese Fragen gilt es zu klären und die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz.

"Das Runde muss ins Eckige" (Sepp Herberger)

Doch bevor es soweit ist und das Stadion im kollektiven Freudentaumel erbebt, ist es noch ein langer Weg. Der Spieler übernimmt im "Fussball Manager 12" sowohl die Rolle des Cheftrainers als auch die des cleveren Managers und somit obliegt die Kadergestaltung fast ganz den eigenen Vorstellungen, sofern der Vorstand und das Bankkonto einverstanden sind. Die Trainingsgestaltung erfolgt auf täglicher Basis und kann für mehrere Wochen voreingestellt werden. Wer nicht bei Wind und Wetter auf dem Trainingsplatz stehen möchte, lässt diese Aufgabe einfach von seinem Co-Trainer übernehmen. Falls der gewählte Verein über keinen verfügen sollte, so übernimmt ein ehrenamtlicher Trainer diesen Posten. Es empfiehlt sich in jedem Fall dafür zu sorgen, dass sich ein sehr fähiger Mann um die Trainingsgestaltung kümmert. Manchmal kann das beste Training aber nicht einen schlechten Spieler ausgleichen und es muss für Verstärkung gesorgt werden. Hier findet sich eine der großen Neuerungen, die Kaderanalyse. Diese Analyse offenbart alle Schwachstellen der Mannschaft und zeigt auf, wo neues Spielermaterial von Nöten wäre. Auch die computergesteuerten Vereine greifen auf dieses Werkzeug zurück und verstärken ihre Teams nun viel intelligenter als dies noch in der Vorgängerversion der Fall war und sind nicht so schnell bereit, ihren wichtigsten Spieler zu verkaufen. Auch in der zweiten Mannschaft und im Jugendbereich können Talente schlummern, sodass ein guter Manager auf alle Bereiche ein wachsames Auge haben sollte. Natürlich können auch hier Assistenten diese Aufgaben übernehmen.

"Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien" (Andreas Möller)

Die Transfers laufen im "Fussball Manager 12" noch etwas realistischer ab, denn man kann nun schon Wochen im Voraus auf eine Verpflichtung hinarbeiten. Dazu lobt man den Spieler in der Presse und hält den Kontakt zu ihm, all das verbessert die eigene Situation am Verhandlungstisch erheblich. Neben der Transferliste können auch Scouts geeignete Spieler empfehlen oder man lässt sie nach passenden Spielern suchen. Doch ohne Scouting oder Probetraining lässt sich die wahre Stärke des Fußballers nie zuverlässig vorhersagen und es drohen böse Überraschungen. Hat man den neuen Dribbelkönig verpflichtet, sollte man sich Gedanken über die passende Präsentation machen. Zur Auswahl stehen die Veröffentlichung auf der Homepage, eine Pressekonferenz oder ganz glamourös im Stile von Real Madrid gleich direkt im Stadion vor Tausenden von Zuschauern. Die Wahl sollte gut überlegt sein, denn eine Pressekonferenz kostet mehr als eine Veröffentlichung auf der Homepage, aber auch die Qualität des Einkaufs muss beachtet werden, sonst kann es leicht passieren, dass der neue Star schon vor dem ersten Schnüren der Fußballschuhe verärgert oder demoralisiert ist. Je mehr Ligen bei Spielstart angewählt wurden, desto komplexer und größer wird auch die Auswahl an Spielern aus den angewählten Ländern. Doch Vorsicht, mehr Ligen bedeutet auch mehr Rechenleistung. Sind endlich alle Spieler unter Vertrag, so muss man mit ihnen regelmäßig Gespräche führen, damit sie sich auch verstanden und bestätigt fühlen. Oftmals ist hier viel Feingefühl von Nöten, denn das falsche Wort zum falschen Zeitpunkt und unser Millionentransfer kommt in eine Existenzkrise.

"Gerade Zuhause liegt unsere Heimstärke" (Carsten Ramelow)

Es bleibt wahrlich genug zu tun. Stimmen die Ergebnisse auf dem Rasen nicht, müssen Vorstand, Fans und Sponsoren beruhigt werden, sonst kann der eigene Trainerstuhl schnell wackeln. Gerade im Sponsoring-Bereich hat sich viel verändert. Neben der typischen Bandenwerbung gilt es nun auch noch nach Haupt-, Neben- und Lokalsponsoren Ausschau zu halten. Hier ein paar Freikarten, dort ein Treffen mit den Spielern und die Stimmung steigt. Sind die Vereinskassen prall gefüllt, kann, muss und sollte der Manager auch zum Baulöwen mutieren und das hart erwirtschaftete Kapital in die Infrastruktur investieren. Das Vereinsgelände wurde dafür komplett neu überarbeitet. Neuerdings bewundert man in dieser Ansicht neben den Trainingsplätzen, Jugendleistungszentren und vielem mehr auch das eigene Stadion wieder. Der Stadionausbau an sich hat sich nicht verändert. Tüftler dürfen jeden einzelnen Block individuell gestallten, dabei wird auch vor der Farbe der Sitze nicht haltgemacht. Wer es schneller und unkomplizierter mag, der lässt einen Architekten den neuen Fußballtempel planen. Der Ausbau der Arenen der zweiten Mannschaft und der Jugendteams kann hingegen nur Stufenweise erfolgen. Alle anderen Einrichtungen auf dem Vereinsgelände erfolgen ebenso nach dem Ausbaustufenprinzip. Viele der Gebäude bauen quasi aufeinander auf, sodass man für die nächste Stufe meistens auch einen anderen Bereich erweitern muss. Wem das alles noch nicht genug ist, der baut auf der ganzen Welt Jugendcamps und sichtet die besten Talente auf dem Planeten – oder verpulvert Unsummen an Geld, Erfolg und Misserfolg liegen nicht selten sehr nah beieinander. Sportlich nicht wirklich ausschlaggebend aber für das Ball- und Spielgefühl sehr nett sind die neuen Jahreshauptversammlungen. In einem Liveticker werden die einzelnen Punkte der Tagesordnung abgearbeitet, Fans stellen dem Manager Fragen und der Vereinsvorstand hat die ein oder andere Überraschung parat. Mit gezielten Kampagnen lässt sich auch die Mitgliederzahl des Vereins langsam erhöhen. Auch das Merchandising ist wieder mit von der Partie, hier darf von Grund auf jeder Artikel persönlich eingekauft und preislich festgesetzt werden.

"90 Minuten lang an das nächste Spiel denken" (Lothar Matthäus)

All die Arbeit, die ganze Organisation, steht auf dem Prüfstand, sobald die Pfeife des Unparteiischen ertönt und 22 Mann einer toten Tierhaut hinterherjagen. Bevor die Mannen raus auf das Feld der Ehre geschickt werden, gibt es noch eine motivierende oder ehrgeizige Ansprache des Trainers. Im "Fussball Manager 12" gibt es viele verschiedene Möglichkeiten das Spiel zu verfolgen. Natürlich gibt es weiterhin den Liveticker, hier läuft das Spielgeschehen in Textform ab. Der Trainer kann aber jederzeit die Aufstellung und Taktik ändern oder Spieler zum Aufwärmen schicken. In der Halbzeit können einzelne Spieler oder die ganze Mannschaft zusammengefaltet oder gelobt werden. Je besser dies gelingt, desto gefestigter gehen die Kicker in die zweite Hälfte. Gleichzeitig können auch die Ergebnisse der anderen Mannschaften eingeblendet werden. Fällt die Wahl der Spielbetrachtung auf den Videotext, so hat man alle Ergebnisse auf einen Blick, kann aber nicht mehr schnell eingreifen, die Optionen zur Halbzeit sind identisch. Wer fußballverrückt ist oder einfach nur viel Zeit hat, kann sich die Spiele auch "Live" anschauen. Die 3D- und Spiel-Engine wurde nochmals komplett neu überarbeitet und liefert nun recht realistische Spielzüge ab. Mit Zwischenrufen und taktischen Anweisungen kann der Trainer hier aus dem Vollen schöpfen. Die Spielgeschwindigeit kann glücklicherweise auch beschleunigt werden. In diesem Modus lassen sich natürlich am leichtesten die Schwachstellen in der eigenen Mannschaft und der Taktik feststellen, dennoch wird vermutlich schon aus Zeitgründen der Liveticker bei den meisten Hobby-Managern die erste Wahl sein. Nach dem Abpfiff wird die Ansprache vor dem Spiel nach ihrem Erfolg bewertet, wodurch das Spielervertrauen steigen oder sinken kann, danach gibt es den gesamten Spieltag mit Tabelle und Statistiken im Überblick.

"Fußball ist ein Spiel wo 22 Männer, 90 Minuten dem Ball hinterherlaufen und am Ende gewinnen immer die Deutschen" (Gary Lineker)

Der Karriere als Bundestrainer steht, sofern zu Spielbeginn nicht abgewählt, nichts im Wege. Als unerfahrener Trainer beginnt man aber meistens zuerst bei kleineren Teams, die mit eher weniger fußballerischem Können aber dafür mit viel Herz ausgestattet sind. Die Aufgabe ist im Vergleich zum Vereinstrainer natürlich eine komplett andere. So hat man lediglich die besten Spieler des eigenen Landes zur Auswahl und muss damit Leben. Für den "Fussball Manager 13" wäre die Option, dass man, z. B. als Bundestrainer, um Jugendspieler mit Emigrationshintergrund werben kann, eine klasse Sache. Die Vorbereitung auf das nächste Spiel ist sicherlich immer sehr kurz, aber am Ende steht jeweils selbstverständlich nur ein Ziel auf dem Papier, die Qualifikation zu den Endrunden der Welt- und Europameisterschaft. Das Leben als Trainer ist hart, verpasst man die gesteckten Ziele so kann es schnell sein, dass man nicht mehr die Spieler von Litauen trainiert, sondern in Litauen trainiert. Ein kleiner Trost ist dann nur noch das Privatleben. Wie in den Vorgänger gibt es wieder viele Möglichkeiten das verdiente Gehalt in Immobilien, Autos und die eigene Familie zu stecken. Falls gewünscht kann zu Spielbeginn die eigene Familie mit Frau und Kindern eingebunden werden oder man lässt sich schwupps eine neue Familie generieren. Startet man als Single und ist nicht ausschließlich mit seinem Verein verheiratet, so kann man im Laufe der Saison eine Frau kennenlernen und mit ihr eine Familie gründen. Wer sich aus den Zwängen der Vorstände lösen möchte, kann, sofern er das nötige Kleingeld hat, auch jederzeit seinen eigenen Verein gründen. Natürlich kann diese Option auch sofort beim Spielstart ausgewählt werden und auch der umfangreiche Editor zum Ändern aller Vereine und Spieler im Spiel ist dabei wieder mit in der Aufstellung.

Fangesänge und Choreografien

Während des Wochenablaufs ist es dem Spieler überlassen, ob er vordefinierte Spielmusik hört oder einfach seinen eigenen MP3-Ordner angibt und lieber diese Musik hört. Die eigentliche Soundkulisse startet erst mit dem 3D-Spiel. Zunächst läuft die Mannschaft, mit der frei aus eigenen MP3s wählbaren Einlaufmusik, auf, dann übernehmen die Fans das Megafon. Dabei sind schöne und vor allem passende Fangesänge zu hören. Die Aktionen auf dem Feld werden Recht passend untermalt und es kommt tatsächlich ein wenig Stadionatmosphäre auf. Störend oder eher sehr irritierend ist lediglich, dass der Schiedsrichter bereits in der Sekunde pfeift, in der das Leder die Torlinie überquert. Grafisch sieht der "Fussball Manager 12" aus, wie eine Manager-Simulation eben aussieht. Die Menüs sind sehr übersichtlich gehalten und mit diversen freischaltbaren Spielereien lässt sich der Schreibtisch verschönern. Das bereits angesprochene Live-Spiel ist nicht ganz auf Ballhöhe mit "FIFA 12", kann sich aber durchaus sehen lassen. In den oberen Ligen sind die Spieler allesamt mit Spielerfoto vertreten und sorgen damit für das richtige Feeling.

"Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!" (Bill Shankly). Beim Kauf von "Fussball Manager 12" macht kein Freund des runden Leders einen Fehler. Der Manager fesselt einen und oftmals wollte man schon vor Stunden ins Bett gehen oder eventuell seine Tochter vom Kindergarten abholen. Die Neuerungen haben meiner Meinung nach voll eingeschlagen. Das neue Transfer- und Sponsorensystem ist absolut gelungen. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist für Neulinge fast schon erdrückend, gut, dass es Assistenten gibt, die einem die ganze "Drecksarbeit" wenn nötig abnehmen. Wer hier seinen eigenen Verein erstellt, den Lieblingsverein übernimmt oder eine Nationalmannschaft führt, wird voll und ganz auf seine Kosten kommen. Der "Fussball Manager 12" fängt nun langsam an, gute Eigenschaften wie das Vereinsleben die schon in "Anstoss" von Ascaron, der Fußballgott hab‘ sie selig, vorhanden waren einzubinden, was die Serie nun noch realistischer macht. Wer bereits die direkte Vorgänger-Version besitzt und diese liebt, sollte dennoch zugreifen, die Neuerungen lohnen sich in dieser Version wirklich. Oder mit den Worten von Felix Magath: "Das war europäische Weltklasse!"

(13.01.2011)

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