Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr

Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr (Wii)

(The Adventure Company)

geschrieben von Daniella Boyd

 

 
Entwickler: AWE Games
Publisher: The Adventure Company
Genre: Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr
Preis: 45.00 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Agatha Christie ist eine der erfolgreichsten Krimi-Autorinnen aller Zeiten. Ihre Geschichten wurden in 45 Sprachen übersetzt, als Hörbücher produziert, auf Leinwand gebannt und in den letzten Jahren auch in Form von PC-Spielen umgesetzt. Den Anfang einer Reihe von Agatha Christie Spielen machte dabei der Mystery-Krimi: "Und dann gabs keines mehr". Schon damals von uns getestet, wird das Adventure nun erneut auf die Probe gestellt, diesmal in der aktuellen Wii-Fassung. Ob die Übersetzung von PC auf die Wii-Konsole gelungen ist, erfahrt ihr hier.

Zehn kleine Leichtmatrosen

Ein stürmischer Abend, eine allein stehende Villa und zehn Fremde, jeder mit einem dunklen Geheimnis: So beginnt unsere spannende Geschichte. Alle wurden sie unter unterschiedlichen Vorwänden von dem mysteriösen U. N. Owen, oder auch "Unknown" (unbekannt), auf die Insel Shipwreck Island gelockt. Im Spiel übernehmt ihr die Rolle des Patrick Narracott, dem Fährmann, der die ahnungslose Partygesellschaft auf die Insel übersetzt. Nachdem ihr die Gruppe in die Villa gebracht habt, wollt ihr wieder zurück zum Festland bevor der Sturm überhand nimmt. Ihr müsst jedoch entsetzt feststellen, dass euer Boot zerstört wurde, und so werdet ihr unfreiwillig Teil eines düsteren Psycho-Spielchens.

Nachdem ihr euch mit den Gästen unterhalten habt, stellt ihr fest, dass niemand von euch Mr. Owen jemals persönlich begegnet ist. Auch im Haus ist keine Spur von ihm zu finden. Keine, bis auf eine Schallplatte mit einem "Willkommensgruß". Darin beschuldigt Mr. Owen jeden der Gäste, für den Tod eines oder mehrerer Menschen verantwortlich zu sein. Nach und nach verliest er die Anklage eines jeden und deckt damit ihre dunkelsten Geheimnisse auf. Auch wenn dies eine mehr als unangenehme Situation darstellt, ist der Gesellschaft jedoch noch nicht klar, was ihr wirklich bevorsteht. Erst als plötzlich einer der Gäste stirbt, wird man misstrauisch. Doch als die Nacht darauf auch noch der zweite Gast stirbt, steht fest: Hier handelt es sich um Mord.

Zu allem Überfluss zeigt sich auch noch, dass die Morde zu den Versen eines altbekannten Kinderreims passen: dem der zehn Leichtmatrosen. In diesem Reim muss ein Matrose nach dem andern, auf mehr oder weniger makabere Art und Weise, das Zeitliche segnen. Es besteht kein Zweifel mehr. Der Grund für eure Einladung ist unmissverständlich; ihr seid zum Tode verurteilt. Mr. Owen muss aufgehalten werden. Doch die ergebnislose Suche nach dem Unbekannten macht schnell klar: Er ist einer der Gäste.

Die Sache mit der Wiimote

Wie zu erwarten war, ist es nun an euch, das Geheimnis um Mr. Owens Identität zu lüften. Dazu müsst ihr, wie es sich für ein typisches Point & Click-Adventure gehört, fleißig Leute befragen, die Umgebung durchsuchen, Gegenstände sammeln und Rätsel lösen. Wie auf dem PC bewegt ihr euch dazu mit einem Cursor über den Bildschirm. Dazu zielt man einfach mit der Wiimote auf den Fernseher. Der A-Knopf übernimmt die Funktion der linken Maustaste, der B-Knopf die der rechten. Könnt ihr eine Aktion durchführen, ändert sich das Aussehen des Cursors, je nachdem, ob ihr einen der gerenderten Abschnitte verlassen, ein Objekt ansehen oder einen Gegenstand einpacken wollt. Das Nunchuk wird für "Und dann gabs keines mehr" nicht benötigt. Im Prinzip funktioniert die Steuerung also genauso wie damals am PC.

Natürlich wurde zusätzlich versucht, die Wiimote auch anderweitig einzubinden. So muss man beispielsweise beim Öffnen einer Tür die Fernbedienung nach rechts drehen – ganz so, als ob man einen Schlüssel in der Hand hätte. Mag das am Anfang noch als eine ganz nette Idee erscheinen, geht es auf Dauer doch ein wenig auf die Nerven und das Handgelenk. Es gibt eben eine Menge Türen zu öffnen in der großen Villa. Hin und wieder begegnet man im Spiel einer Aufgabe, bei der man die Wiimote auf ganz bestimmte Art und Weise einsetzen muss. Welche Bewegung ihr durchzuführen habt, gilt es dabei selbst herauszufinden. So muss man zum Beispiel Mehl wegschaufeln oder einen Safe öffnen. Diese Aufgaben machen zwar Spaß, sind allerdings sehr selten und bereichern das Spiel deshalb nicht großartig.

Sind die meisten Aufgaben noch sehr leicht zu lösen, kann der Safe schon mal Probleme bereiten, da die Wiimote beim Drehen des Zahlenrädchens sehr sensibel reagiert. Wer etwas anspruchsvoller im Umgang mit der Wiimote ist, wird sich über diese kleine Nebenaufgabe sehr freuen. Andere werden verzweifeln und sollten in Betracht ziehen, die Reaktion der kleinen Fernbedienung in den Grundeinstellungen der Wii zu modifizieren.

Nachwuchsdetektiv

Zu Beginn des Spiels verbringt man einen Großteil der Zeit damit, den Überblick nicht zu verlieren. Das ist nämlich zunächst gar nicht so einfach. Immerhin muss man sich die Gesichter und Geschichten von zehn Charakteren merken. Die Größe der Villa mit ihren vielen Räumen ist dabei auch nicht zu unterschätzen. So kann man sich am Anfang schon etwas verloren vorkommen. Außerdem ist das Spiel nicht durchgängig linear aufgebaut. Das hat zwar den Vorteil, dass man sich etwas freier bewegen kann als in manch anderem Point & Click-Adventure – es gibt zum Beispiel Rätsel, deren Lösung für das Spielgeschehen nicht notwendig ist – geht aber auch zulasten der Übersichtlichkeit. Schon bei den ersten Streifzügen durch die Villa kann der Spieler alle vorhandenen Gegenstände einsammeln. Da kommt ganz schön was zusammen, bevor man überhaupt den ersten Anhaltspunkt bekommt, welche Gegenstände nützlich sein könnten. Doch auch im weiteren Verlauf des Spiels hat man oft das Gefühl, dass es keinen roten Faden gibt und man nicht so recht weiß, was nun.

Im Prinzip gestalten sich die Spielabschnitte jedoch immer gleich: Es wird eine weitere Leiche entdeckt, was mit einer Videosequenz begleitet oder eingeleitet wird, ihr befragt alle Gäste und löst vielleicht ein Rätsel. Oft bestehen eure Aufgaben darin, das Gelände oder die Villa nach einem Gegenstand abzusuchen, womit dann der nächste Spielabschnitt beginnt. Man kann bisweilen daran verzweifeln, da einige Gegenstände leicht zu übersehen sind. Dabei kommen die Rätsel im Vergleich zu den Such- und Befragungsarbeiten leider etwas zu kurz. Auch die Befragungen sind nicht wirklich kreativ. Die Auswahl hat keinen sonderlichen Effekt auf das Spielgeschehen, außer eben, dass ihr alle Gäste befragen müsst, damit es überhaupt weitergeht. Ihr könnt allerdings den einen oder anderen bestechen, zum Beispiel mit einer Pfeife oder einem Glas Honig, und bekommt so zusätzliche Informationen. Das verändert wiederum nicht den Spielverlauf, sondern ist einfach nur interessant für den Spieler.

Kleine Helferlein

Eines eurer Werkzeuge um das Spiel zu meistern, ist natürlich das Inventar. Dort legt ihr all eure gesammelten Gegenstände ab und könnt sie gegebenenfalls näher untersuchen, auseinandernehmen oder zusammensetzen. Einen kleinen Mangel weist das Inventar allerdings auf. Habt ihr zum Beispiel versucht, einen Gegenstand auf etwas anzuwenden, gibt es nicht einfach die Möglichkeit, ihn per Tastendruck wieder ins Inventar zu befördern. Man muss es erst erneut aufrufen und das Objekt auf einen freien Platz ablegen. Das ist etwas umständlich und nervig, gerade wenn man einmal nicht weiter weiß und viel herumprobieren muss.

Ein weiteres sehr nützliches Hilfsmittel ist euer Notizbuch. Dort werden für euch Informationen zu den Personen oder zur Insel gesammelt. Wenn ihr Bücher oder Dokumente findet und sie euch im Inventar genauer anschaut, wird Narracott ihren Inhalt automatisch ins Notizbuch kopieren. Ihr müsst euch allerdings auf extrem viel Lesestoff einstellen. Auch wenn es interessant ist, so viele Hintergründe zu erfahren, ist es für die Augen auf Dauer doch recht anstrengend und die eine oder andere Träne könnte schon fließen. Auf jeden Fall sollte man trotzdem versuchen, sich durchzukämpfen, da man auch auf Informationen stößt, die helfen können, ein Rätsel zu lösen.

Von Logik und Absurditäten

Womit wir nun bei einem der wichtigsten Standbeine eines guten Point & Click-Adventures wären. Bei "Und dann gabs keines mehr" lässt sich nicht einheitlich sagen, wie das mit den Rätseln so gelungen ist. Ihre Spannweite reicht von völlig logisch bis hin zu absolut absurd. Kann man sich zum Beispiel noch vorstellen, dass man mithilfe von Mehl und Klebeband Fingerabdrücke nehmen kann, geht es über das Denken eines normalen Menschen hinaus, Tabak mit einer Sturmlaterne und einem Gartenschlauch zu verbinden. Da kann auch oft das Notizbuch nicht mehr helfen. Natürlich ist es schön, dass nicht jedes Rätsel gleich zu durchschauen ist, aber wenn es keinen logischen Faden mehr gibt, der einen zur Lösung eines Problems führen könnte, wird es frustrierend. Das kann bei "Und dann gabs keines mehr" leider häufiger passieren, was dann zur Folge hat, dass man zum gefühlten hundertsten Mal die Villa, den Garten oder die Insel untersucht. Im Großen und Ganzen sind die Rätsel jedenfalls zu kurz gekommen. Da hätte man ruhig ein wenig mehr erwarten können.

Ende gut, alles gut

Eine schöne Überraschung besteht darin, dass es vier verschiedene Endversionen des Spiels gibt, die im Übrigen nicht dem Schluss der Vorlage gleichen. Aber auch das ist kein Problem, denn ist das Spiel einmal geschafft, habt ihr die Möglichkeit, euch das Original-Ende vorspielen zu lassen. Ihr müsst dazu nur ein letztes Rätsel lösen. Schade ist allerdings, dass es lediglich von den letzten Spielminuten abhängt, welches der vier Enden man sehen wird. Hier findet sich also kein wirkliches Potenzial, das Spielvergnügen zu verlängern.

Die Atmosphäre

Ja, das mit der Grafik ist so eine Sache. Die Landschaften und Hintergründe sind ja im Grunde ganz nett anzuschauen, die Figuren aber lassen sehr zu wünschen übrig. Kaum animiert, kantig und eckig, scheinen sie vor sich hin zu vegetieren. Hier und da hängt mal ein Arm etwas in der Luft oder es wird durch Gegenstände durchgegriffen. Die Gesichter sind emotionslos, die Körper regungslos. Das trägt nicht gerade zur Spannung bei. Es ist einfach nicht glaubwürdig, wenn gerade eine Leiche gefunden wurde und die Zeugen sich kaum bewegen oder reagieren. In diesem Punkt enttäuscht "Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr".

Die musikalische Untermalung ist im Großen und Ganzen gelungen. Sie passt zur düsteren Stimmung und in einen Mystery-Krimi. Allerdings wiederholt sich das Thema durchs gesamte Spiel und wird dadurch mit der Zeit etwas anstrengend. Für ein wenig Abwechslung kann man sorgen, wenn man das Radio im Salon repariert. Ansonsten gibt es an der Soundkulisse nichts zu kritisieren. Die Synchronisation fällt positiv auf. Die Stimmen sind passend gewählt und die Sprecher haben gute Arbeit geleistet. Ab und zu sind die Aussagen der Charaktere jedoch etwas leise, das stört vor allem bei Narracott. John Cusack-Fans können sich jedenfalls freuen, denn der Protagonist spricht mit seiner Synchronstimme.

 

  

Fazit

"Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr" ist ein alles in allem gelungenes und nettes Point & Click-Adventure, für das sich die Steuerung der Wii hervorragend eignet. Allerdings ist das Spiel eher etwas für diejenigen, die sich an der gut erzählten Geschichte erfreuen können als für gestandene Rätselfüchse. Da sich das Spiel kaum von der PC-Vorlage unterscheidet, sollte man in Betracht ziehen, sich diese, mittlerweile wesentlich günstigere Variante zuzulegen. Spaß macht das Spiel trotz kleinerer Abstriche auf jeden Fall, und wer wie ich beim Spielen lieber auf der Couch liegt, ist mit dem Titel ebenfalls gut beraten.

(02.04.2008)


Fazit

   "Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr" ist ein alles in allem gelungenes und nettes Point & Click-Adventure, für das sich die Steuerung der Wii hervorragend eignet. Allerdings ist das Spiel eher etwas für diejenigen, die sich an der gut erzählten Geschichte erfreuen können als für gestandene Rätselfüchse. Da sich das Spiel kaum von der PC-Vorlage unterscheidet, sollte man in Betracht ziehen, sich diese, mittlerweile wesentlich günstigere Variante zuzulegen. Spaß macht das Spiel trotz kleinerer Abstriche auf jeden Fall, und wer wie ich beim Spielen lieber auf der Couch liegt, ist mit dem Titel ebenfalls gut beraten. (02.04.2008)


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