Lego Star Wars: Die komplette Saga

Lego Star Wars: Die komplette Saga (Wii)

(Activision)

geschrieben von Oliver Domke

 

Moment mal, schon wieder "Lego Star Wars"? Die beiden Spiele der letzten Konsolengeneration haben doch bereits die komplexe Geschichte der "weit, weit entfernten Galaxis" abgehandelt. Offensichtlich waren die Verkaufszahlen für Activision zufriedenstellend, denn nun verschweißt der Publisher das Original "Lego Star Wars" und den Nachfolger "Die klassische Trilogie" zu einem Spiel und veröffentlicht das Abenteuer gleich noch mal für Wii, Playstation 3, Xbox 360 und den Nintendo DS. Mangels Lichtschwertern nehmen wir die Wiimote zur Hand und verraten Ihnen in unserem Test, ob sich der Kauf der "kompletten Saga" lohnt.

 

Aufeinandertreffen der Generationen

 

Wenn die Entwickler "komplett" sagen, dann meinen sie auch "komplett". Tatsächlich befinden sich erstmals die Lego-Versionen aller sechs "Star Wars"-Filme auf ein und derselben Disc. Jede Episode ist in sechs Kapitel unterteilt, die Sie allesamt im Storymodus erkunden werden. Wenn Sie das Spiel zum ersten Mal starten, müssen Sie auf jeden Fall mit dem chronologisch ersten Kapitel aus "Die dunkle Bedrohung" beginnen: Sämtliche Handelsrouten von und zum friedlichen Planeten Naboo wurden durch Schiffe der Handelsföderation besetzt, die dadurch ihren Teil eines bis dato geheimen Pakts mit dem mysteriösen Darth Sidious erfüllt.

Unmittelbar im Anschluss an die erwartungsgemäß gescheiterten Verhandlungen zur Lösung des Konflikts übernehmen Sie die Kontrolle über zwei Legofiguren, genauer gesagt den Jedi Qui-Gon Jinn und seinen Schüler Obi-Wan Kenobi, und versuchen, aus dem Regierungsgebäude zu fliehen. Das sollte kein Problem darstellen: Wer sich Jedi nennt, hat schließlich immer ein Laserschwert griffbereit. Das setzen Sie mit "B" oder alternativ mit einem Schwung der Wiimote ein. Ähnlich wie bei "Red Steel" wird die Bewegung dabei nicht eins-zu-eins auf den Bildschirm übersetzt; vielmehr greift das Spiel auf Standardanimationen zurück. Zudem erscheint das Herumwedeln mit dem Controller etwas überflüssig; die Verwendung des "B"-Knopfs birgt keinerlei Nachteile und ist einfach bequemer.

Wenn Sie die Einstiegsmission abgeschlossen haben, können Sie sich fortan frei zwischen den einzelnen Episoden entscheiden. So können Sie zum Beispiel dem korrekten Ablauf der Geschichte folgen und als nächstes zusammen mit Königin Amidala dank defektem Hyperraumantrieb während der Flucht auf Tatooine notlanden. Wenn Sie eher der nostalgische Typ sind, dürfen Sie auch mit "Eine neue Hoffnung", respektive "Krieg der Sterne", wie der Film bei seiner Premiere 1977 noch hieß, fortfahren und sich als Prinzessin Leia die Blaupausen vom Todesstern unter den Nagel reißen. Selbstverständlich steht es Ihnen auch offen, direkt zum Finale zu springen und in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" den Planeten Endor unsicher zu machen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei immer die "Mos Eisley Cantina": Von hier aus erreichen Sie den Level Ihrer Wahl und hierhin kehren Sie auch anschließend wieder zurück.

Die Missionen sind recht abwechslungsreich gestaltet. Zwar wiederholen sich ständig einige Spielelemente wie das Zusammenbauen von Legosteinhäufchen in Fahrzeuge, Schalter oder ähnlichem, aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Schauplätze und der regelmäßigen Flugeinlagen in Podracern, X-Wings oder dem "Rasenden Falken" fällt das aber kaum ins Gewicht. Der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt niedrig gehalten, dennoch kann es vor allem bei den angesprochenen Flugmissionen schnell passieren, dass Sie das Zeitliche segnen. Das ist nicht weiter tragisch, eine Einschränkung für Wiedereinstiege in Form von Extraleben gibt es nicht. Wenn Sie doch mal alle vier Energieherzen verlieren sollten, zerfällt Ihr Held kurz in seine Bausteine und muss – und das ist viel schlimmer – tief in die Tasche greifen: Das Ableben eines Kämpfers kostet Sie eine Menge goldene und silberne Steinchen, die Währung im Spiel. Wofür Sie die einsetzen können, erklären wir Ihnen weiter unten. Und falls Ihr Konto schon leer sein sollte, ist der Tod ausnahmsweise gratis; ein "Game Over" gibt es nicht.

 

Alle für einen! Oder etwa nicht?

 

In sämtlichen Missionen sind Sie immer mit mindestens zwei Charakteren unterwegs. Mit einem Druck auf "C" dürfen Sie zwischen ihnen wechseln; die restlichen werden von der KI gesteuert. Hin und wieder kommt es auf die Kombination an: So können die Jedi zwar besonders hoch springen, manchmal kommt man aber nur mit dem Enterhaken der Rebellen weiter. Während kleine Charaktere durch Lüftungsschächte klettern können, sind Droiden in der Lage, spezielle Türen zu öffnen. Sie sollten Ihr Team also immer im Auge behalten und die Fähigkeiten klug miteinander kombinieren.

Dummerweise geht die Einsatzbereitschaft der CPU-Kollegen in Kampfsituationen schlagartig verloren. So kam es vor, dass wir von vier Angreifern umzingelt waren und unsere Mitstreiter das Geschehen leicht desinteressiert beobachteten. Glücklicherweise kann man dieses Phänomen mit einem realen Freund leicht umgehen. Eine zweite Kombination aus Wiimote und Nunchuk vorausgesetzt, kann dieser nämlich jederzeit ins laufende Spiel einsteigen. Im kooperativen Modus macht "Lego Star Wars: Die komplette Saga" gleich noch mehr Spaß. Umso unverständlicher ist es da, dass der in den Fassungen für Playstation 3 und Xbox 360 vorhandene Online-Koop-Modus in der Wii-Version komplett fehlt.

 

Extras bis zum Umfallen

 

Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen das Spiel nach Abschluss der Kampagne einen Fortschritt von gerade einmal 50 Prozent attestiert, Sie werden nämlich kaum jedes der unzähligen Extras im ersten Anlauf gefunden haben. In jedem Level sind alternative Routen und besondere Legosteine, die Sie zum Öffnen weiterer Bonuslevels finden müssen, versteckt. Dazu können Sie sich mit Ihrem hart verdienten Geld in der Cantina-Bar neue Charaktere kaufen: Zur Auswahl stehen über 160 verschiedene Helden. Von Darth Maul über diverse Klonkrieger bis hin zu den Ewoks ist hier jede wichtige Figur der Saga vertreten.

Wenn Sie ein Kapitel abgeschlossen haben, können Sie jederzeit dorthin zurückkehren und die Welt mit einem Charakter Ihrer Wahl frei erkunden. Nur so werden Sie auch die letzten Geheimnisse entdecken. Bis dahin vergeht viel Zeit, doch primär der Drang, der persönlichen Sammlung jeden einzelnen Helden hinzuzufügen, lässt Sie immer wieder zum Controller greifen.

 

Wir staunen Bauklötze

 

Nicht nur das Gameplay wurde sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Das Spiel sieht klasse aus; die Lego-Optik passt hervorragend. Die gesamte "Star Wars"-Saga wurde komplett mit Legosteinen nachgebildet; jeder Gegenstand, und sei er noch so klein und unauffällig, wurde mit Bauteilen aus dem umfangreichen Repertoire des dänischen Spielzeugriesen realisiert. Auch wenn das alles recht niedlich wirkt, sollten sich ältere Spieler nicht davon abschrecken lassen. Ohne die unrealistische Optik würde auch ein weiterer Glanzpunkt des Spiels verloren gehen: sein Humor. Die Story wird in zahlreichen Videosequenzen vorangetrieben, die mit vielen Slapstickeinlagen und Anspielungen gespickt wurden. Wenn Sie erst einmal die Sturmtruppen beim gemeinsamen Bad erwischen oder sehen, wie Ihre Widersacher zu einer Neuauflage des "Imperial March" rocken, werden Sie merken, wie gut alles zusammenpasst.

Allerdings resultiert hieraus auch ein kleiner Nachteil: Wenn Sie die Filmvorlagen nicht kennen, werden Sie nicht allzu viel von der Handlung verstehen. Da die Charaktere allesamt stumm bleiben und nur wild gestikulieren, bilden die Texteinblendungen zu Beginn jeder Mission die einzigen Möglichkeiten, der Story zu folgen. Die Kamera ist nicht frei justierbar; in den meisten Fällen verschaffen Ihnen die voreingestellten Blickwinkel aber ausreichend Überblick. Begleitet wird das Spiel von einem fantastischen Soundtrack; "Star Wars"-Fans werden viele Musikstücke aus den Filmen wiedererkennen. Einen Unterschied zwischen dem ersten "Lego Star Wars" (Episoden Eins bis Drei) und dem etwas neueren "Lego Star Wars: Die klassische Trilogie" (Episoden Vier bis Sechs) werden Sie übrigens weder optisch noch akustisch wahrnehmen, Sie gleichen sich technisch wie ein Ei dem anderen. Insgesamt haben uns aber die Missionen der alten Filmtrilogie in Sachen Humor und Leveldesign etwas besser gefallen.

   

Fazit

Die deutsche Übersetzung des dänischen Ausdrucks, von dem der Name "Lego" abgeleitet wurde, sagt eigentlich alles: "Spiel gut". In Kombination mit der starken "Star Wars"-Lizenz entstand ein tolles Spiel, das mit einer gelungenen Präsentation und viel Humor lange an den Bildschirm fesselt. Bedenken Sie jedoch, dass es sich bei "Die komplette Saga" lediglich um eine Zusammenfassung der beiden "alten" "Lego Star Wars"-Spiele handelt; die Neuerungen halten sich stark in Grenzen. Das macht das Ganze aber nicht schlechter: Wer die Vorgänger noch nicht kennt, bekommt jetzt noch einmal die Gelegenheit, die beiden Überraschungshits aus den vergangenen Jahren zu erleben. (05.12.2007)


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