Lair

Lair (PS3)

(Sony)

geschrieben von Christian Graser

 

 
Entwickler: Factor 5
Publisher: SCEE
Genre: 3D-Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Lair
Preis: 64,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Drachen - mächtige, uralte Wesen, für deren Existenz es bislang keinen Beweis gibt, die sich aber in unzähligen Sagen, Legenden, Märchen und Fantasy-Büchern tummeln. Meist handelt es sich bei ihnen um das personifizierte Böse, das Jungfrauen raubt und riesige Schätze hortet. Hin und wieder verkörpern sie einen weisen, alten Ratgeber, dessen Wohlwollen sich der Held der Geschichte oft erst noch verdienen muss. Doch eines ist fast immer gleich: Es gibt meist nur wenige Exemplare dieser außergewöhnlichen Spezies - ganz anders dagegen in "Lair".

Feuer und Eis

Die Menschen lebten vereint in Frieden und Harmonie, bis eines Tages die Vulkane erwachten, die Erde Feuer spuckte und das Land verwüstet wurde. Seit dieser Zeit existieren zwei Gruppen nebeneinander. Die Mokai, gewaltbereit und brutal, leben im unwegsamen Gebirge im Einklang mit den Elementen. Auf der anderen Seite die Asylianer, die sich zu einer friedlichen, aber wachsamen Hochkultur entwickelt haben. Im Lauf der Jahrzehnte werden die Mokai neidisch auf die zivilisierten Nachbarn und deren prachtvolle Bauten sowie reichhaltiges Nahrungsangebot. Immer öfter kommt es zu Übergriffen der Wilden, die die Himmelswächter aber problemlos zurückschlagen können. Sie sind einer dieser tapferen jungen Leute, die auf ihren Drachen die Ideale Asylias verteidigen. Doch eines Tages marschiert der Feind in großem Stil auf. Dutzende von Katapultschiffen nehmen vom Wasser aus die Hauptstadt unter Beschuss und der Himmel färbt sich schwarz durch die Vielzahl der gegnerischen Flugechsen.

Fantasy-Epos

"Lair" lässt es richtig krachen. Schon im Intro wissen Szenen zu begeistern, die ohne Weiteres als Fantasy-Blockbuster im Kino laufen könnten. Nun heißt es für Sie aber erst mal rauf auf den Rücken Ihres Drachen und ab in die Schlacht zur Verteidigung der Heimat. Sie verbringen nahezu das gesamte Spiel fliegend oder laufend gemeinsam mit Ihrem Reittier; nur in wenigen Szenen können Sie Ihr Alter Ego zu Fuß steuern. Die Besonderheit: Sämtliche Manöver in der Luft führen Sie mit der Bewegungssteuerung des Controllers durch.

So neigen Sie das Pad zuerst in Richtung Hafen, um im Sturzflug die Katapultschiffe nacheinander mit mächtigen Feuerbällen zu zerstören. Anschließen schrauben Sie sich majestätisch in die Höhe, um im Kampf mit feindlichen Drachenreitern auf Tuchfühlung zu gehen. Während dieser Auseinandersetzung bleibt kaum Zeit, die hervorragende Grafik des Titels zu würdigen. Erst wenn Sie die Angreifer durch den Einsatz von Klauen, Zähnen und Feueratem in die Flucht geschlagen haben, können Sie Ihren Blick über die malerische Landschaft im Sonnenuntergang schweifen lassen, während Sie elegant den Rückflug antreten. Bis Sie aber solche Szenen wirklich erleben können, ist ein hartes Stück Arbeit nötig.

Fluch und Segen

Die Steuerung in "Lair" wurde sehr innovativ gelöst; wie bereits erwähnt, lösen Sie jede Aktion des Drachen durch Bewegen des Gamepads aus. Leider haben die Entwickler vergessen, optional eine konventionelle Bedienung einzubauen. Erst durch viel Übung gelingt es Ihnen, alle Manöver auch in der Hektik eines großen Gefechts so auszuführen, dass der Bewegungssensor sie auch als solche erkennt. Deshalb sollten Sie unbedingt die Geduld aufbringen, sich ausführlich mit den zwölf Tutorials zu befassen, damit Sie nachher die tollen Missionen und die spannende Geschichte genießen können, ohne frustriert den Controller in die Ecke zu pfeffern.

Sink- und Steigflug erzeugen Sie durch Neigen des Pads nach vorn beziehungsweise hinten; ein Kippen nach rechts oder links sorgt dafür, dass Sie am Himmel eindrucksvoll Ihre Kreise ziehen. Heben Sie den Controller ruckartig an, macht der Drache eine Kehrtwende, wobei Sie vor dem Anheben nicht ausholen sollten, da das sonst als Senken des Pads gewertet wird und einen Sturzflugangriff zur Folge hat. Das Gleiche gilt auch für horizontale Rechts- und Linksbewegungen, durch die Sie Rammangriffe auf feindliche Flugechsen auslösen. Mit den Schultertasten erfassen Sie ein Ziel und bremsen das Schuppentier ab, die restlichen Knöpfe sorgen für Beschleunigung oder Angriffe mit Klauen, Zähnen sowie Feueratem, und die Analogsticks für die Kameraführung. Stecken Sie lieber noch mal eine zusätzliche Stunde in das Spielen des Tutorials, bis Ihnen die Steuerung wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist und Sie im Kampf das Pad nicht mehr zu hektisch bewegen; es zahlt sich vor allem in späteren Missionen aus.

Zu Wasser, zu Land und in der Luft

Langweilig wird Ihnen in "Lair" sicherlich nicht so schnell. Dafür sorgen die abwechslungsreichen Einsätze, die Ihnen keine Zeit zum Verschnaufen lassen und deren Ziele sich auch kurzfristig ändern können. Haben Sie eben noch einen Angriff auf Asylia abgewehrt, müssen Sie kurz darauf schon Nahrungstransporte beschützen, belagerte Außenposten befreien oder Attacken auf feindliche Befestigungen fliegen. Die wendungsreiche Geschichte wird dabei zwischen den Missionen durch hervorragende Renderfilme erzählt und mehrmals ist die Grenze zwischen Gut und Böse nicht klar zu erkennen. Sind die Mokai wirklich blutdurstig und kampfeslustig oder treibt sie eventuell der Hunger zu ihren Taten? Und was haben die Machtspielchen der asylianischen Führungsriege zu bedeuten?

Hin und wieder ist Ihre gewaltige Kampfkraft auch am Boden gefragt. Dann landen Sie inmitten zweier aufeinander prallender Heere, werfen mit Flammenstößen um sich, verteilen Prankenhiebe und füllen die Lebensenergie des Drachen durch Verspeisen feindlicher Soldaten wieder auf. Dadurch und durch das Erfüllen bestimmter Einsatzziele stärken Sie die Moral der eigenen Truppen, woraufhin die Schlacht schneller zu Ihren Gunsten endet. Große Gegner wie riesige Nashörner, Minotauren oder Türme erledigen Sie am besten durch Zerfetzen. Hierzu krallen Sie sich im Objekt der Begierde fest und versuchen es, durch schnelles Heben und Senken des Gamepads zu zerreißen.

Raserei und Gemetzel

Am linken Bildschirmrand befindet sich die Raserei-Anzeige, die Sie durch getötete Gegner und zerstörte Gebäude füllen. Dadurch stehen Ihnen drei Aktionen zur Verfügung: In der Raserei-Ansicht nehmen Sie das Kampfgeschehen plötzlich unwirklich war. Der Ton klingt verzerrt und Sie sehen Ihre Feinde leuchtend rot, während die Farben der Umgebung und der Verbündeten verblassen. Vor allem in hektischen oder unübersichtlichen Luftkämpfen ist das sehr hilfreich. Im Raserei-Modus wird die Füllung der Anzeige deutlich schneller aufgebraucht; im Gegenzug wird dafür die Zeit verlangsamt, so dass Sie leichteres Spiel im Duell mit anderen Flugechsen haben. Ist die Anzeige vollständig gefüllt, können Sie einen gegnerischen Drachenreiter mit einem Spezialmanöver sofort ausschalten. Unter der Raserei-Anzeige befindet sich der Gemetzel-Multiplikator, der umso größer wird, je mehr Feinde Sie ohne Pause nacheinander erledigen. Analog dazu füllt sich die Raserei umso schneller wieder auf und Sie erhalten am Ende der Mission mehr Punkte und schalten neue Manöver für den Drachenkampf frei.

Schlacht in den Wolken

Die Königsdisziplin in "Lair" ist der Kampf gegen feindliche Drachenreiter. Zuerst duellieren Sie sich aus der Distanz mit Feuerstößen, attackieren dann mit Rammstößen, Klauen, Zähnen sowie den erlernten Kampfmanövern oder verbrennen die Mokai mit Ihrem Flammenatem. Wenn die Raserei-Anzeige gefüllt ist, starten Sie auf Knopfdruck eine spektakuläre Sequenz, die Sie durch Erfüllen verschiedener Reaktionstests erfolgreich beenden können. So schleudert Ihr Drachenreiter beispielsweise seine Kettenwaffe auf das feindliche Flugtier, schwingt sich hinüber, um dort erst den Soldaten und dann die Echse niederzustechen und danach wieder zurück in den Sattel des eigenen Lindwurms zu springen. Für Kurzweil sorgen auch die Aufträge, in denen Sie feindliche Stellungen durch Abwerfen explosiver Fässer sprengen müssen. Hierbei hilft Ihnen ein Lichtkegel bei der Zielerfassung. Aber Achtung - während Sie die gefährliche Last tragen, können Sie sich nicht so gut verteidigen.

Kinoreife Vorstellung

"Lair" präsentiert sich grafisch und akustisch auf dem aktuellsten Stand der Technik. Die Intro- und Zwischensequenzen könnten direkt aus einem Animationsfilm stammen und die spannende Geschichte wartet mit überraschenden Wendungen auf. Die Landschaften sind hübsch, aber etwas detailarm, dafür sind Drachen und Charaktere hervorragend animiert. Rüstungen und Waffen sind mit Spiegelungen und Reflexionen versehen und an den Flugechsen können sogar die einzelnen Schuppen gezählt werden. Wenn Sie Feuerbälle schießen, wird die Umgebung dynamisch beleuchtet, was vor allem in den Nachtmissionen sehr eindrucksvoll aussieht. Die animationsarmen Bodentruppen trüben jedoch etwas den positiven Eindruck, da sie sich alle gleich bewegen und identisch aussehen.

Der Sound kommt in THX-Qualität daher, so dass Besitzer vernünftiger Heimkinosysteme sich schon mal auf ein besonderes Klangerlebnis freuen können. Der epische Soundtrack steht dem der "Herr der Ringe"-Filme kaum nach und sorgt häufig für Gänsehaut. In den Schlachten rufen Ihnen die Kameraden immer wieder Informationen oder Anweisungen zu, was das "Mittendrin-Gefühl“ nochmals deutlich erhöht. Die guten Synchronsprecher sorgen zusammen mit den satten Kampfgeräuschen für einen tollen Gesamteindruck.

 

  

Fazit

Es ist ein großer Fehler der Entwickler, keine alternative Steuerung eingebaut zu haben. Ein noch größerer Fehler wäre es aber, deswegen dieses tolle Spiel zu verpassen. Wenn Sie sich für die Tutorials etwas Zeit nehmen, gelingen Ihnen auch in der Hektik der Schlacht die gewünschten Manöver und Sie können sich an der spannenden Fantasy-Story, den abwechslungsreichen Missionen und der erstklassigen Präsentation von "Lair" sattsehen. Sie werden es nicht bereuen.

(05.01.2008)


Fazit

   Es ist ein großer Fehler der Entwickler, keine alternative Steuerung eingebaut zu haben. Ein noch größerer Fehler wäre es aber, deswegen dieses tolle Spiel zu verpassen. Wenn Sie sich für die Tutorials etwas Zeit nehmen, gelingen Ihnen auch in der Hektik der Schlacht die gewünschten Manöver und Sie können sich an der spannenden Fantasy-Story, den abwechslungsreichen Missionen und der erstklassigen Präsentation von "Lair" sattsehen. Sie werden es nicht bereuen. (05.01.2008)


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